thinking views, eric trottier

Im letzten Teil der Trilogie Ma poésie entwickeln Éric Trottier und seine vier Tänzer*innen ein utopisches harmonisches Szenario. Inspiriert ist es vom Blick auf die einzelnen Zellen in ihrer Gemeinsamkeit, wie sie einen Organismus in ständiger Mikro-Bewegung bilden, und von molekularen Atomen in Bewegung. Vier Individuen im Gleichklang, die miteinander durch ein geheimes Band der Achtsamkeit und des Einverständnisses verbunden sind und einer gemeinsamen inneren Ordnung folgen, auch wenn ihr Zusammenspiel chaotisch anmutet.

Die zugrundeliegende Ordnung erschließt sich den Betrachter*innen nur schwer. Versuchen sie, die einzelnen Performer*innen im Blick zu behalten, drängt sich doch die Gruppe als Ganze in ihrer Bewegung in den Fokus. Das Bühnengeschehen spielt damit, dass es dem Menschen physiologisch unmöglich ist, das Ganze und seine Teile gleichzeitig wahrzunehmen – der Blick kann lediglich dazwischen oszillieren. La Trottier Dance richtet in dieser Produktion den Fokus auf die basalen Dimensionen von Raum und Bewegung beim Tanz. Resultat ist eine Symbiose aus Bewegung, Raum, Musik und Visuals, die uns wie eine Utopie anmutet: die Utopie eines Wesens, der Natur, einer Gesellschaft in Harmonie.

Ma poésie 3 schließt als letzter Teil der Trilogie an „Ma poésie 1 – Il nous restera ça“ (2019) und „Ma poésie 2 – The weight of waiting“ (2020/2021) an. Verbindend ist die Frage, wie sich das Lebendige, dass Kreatürliche an sich manifestiert und welche Schnittstellen zwischen Wesen und Mensch, zwischen Individuum und Gemeinschaft spürbar werden können, welche Zuschreibungen zu Körpern und Wesen wir machen und wie diese sich verändern, irritiert und transformiert werden durch das Bühnengeschehen.

Regie & Ausstattung: Éric Trottier
Tanz: Laura Börtlein, Martina Martin, Katharina Wiedenhofer, Seung Hwan Lee
Choreografische Assistenz: Michelle Cheung
Kostüm: Melanie Riester
Musik: Steffen Dix
Licht- & Videodesign: Benjamin Jantzen
Licht & Technische Leitung: Stefan Grießhaber
Management, Dramaturgie: Susanne Brauer
Fotos: Lys I Seng